"Die U.S.-amerikanische Unternehmensberatungskanzlei Price Waterhouse verweigerte ihrer langjährigen Mitarbeiterin Ann Hopkins die Partnerschaft, obwohl diese die meisten Arbeitsstunden aufweisen konnte, die meisten Geschäfte an Land zog, von den Kunden gelobt und als hart arbeitend, durchsetzungsstark und gewissenhaft empfohlen wurde. Als Hopkins ihren Arbeitgeber mit der Feststellung konfrontierte, dass die Verweigerung einer Partnerschaft in ihrer Geschlechtszugehörigkeit begründet sein müsse, entgegnete Price Waterhouse, dass vielmehr ihre mangelnden zwischenmenschlichen Fähigkeiten ausschlaggebend waren: Hopkins war von Mitgliedern des entscheidungsbefugten Komitees als "Macho" bezeichnet worden, als Frau, die für die Tatsache, kein Mann zu sein, überkompensiere und die einen "course at charm school" benötigen würde. ...
Hopkins ging statt dessen vor Gericht und erhielt 1990 Recht: Das Urteil bestätigte, dass Geschlechterstereotype bei der Verweigerung der Partnerschaft entscheidenden Einfluß hatten und hielt fest, dass ein Arbeitgeber, der Durchsetzungsfähigkeit für bestimmte Positionen fordert, gleichzeitig jedoch Maskulinität bei Frauen verurteilt, diese in eine unakzeptable no-win Situation manövriert: Gilt die Frau als wenig durchsetzungsfähig, so wird sie als ungeeignet für die Position erachtet, demonstriert sie diese Eigenschaft, so wird sie benachteiligt aufgrund des Verletzens ihrer Geschlechternorm." (Doris Weichselbaumer)
Der Fall war zugleich Anlass für die sozialwissenschaftliche Forschung der Frage nachgehen, ob
- Frauen mit männlichen Eigenschaften oder Verhaltensweisen
- bzw. Männer mit weiblichen Eigenschaften oder Verhaltensweisen
benachteiligt werden.
Wenn auch die Forschungsergebnisse hierzu - wie der Beitrag von Weichselbaumer zeigt - nicht immer eindeutig sind, so scheint vorsichtig formuliert an dieser Hypothese "etwas dran" zu sein. Personen, die in ihren Eigenschaften und dem Verhalten den "Geschlechtsklischees" entsprechen, scheinen es einfacher (auf dem Weg nach oben) zu haben.