An diese Beobachtungen knüpft die "Attributionsforschung" an. Die Grundaussage der "Attributionsforschung" (Attribution = Zuschreibung) lautet:
Wir nehmen nicht nur das Verhalten und die sich daraus ergebenden Erfolge oder Misserfolge wahr, sondern wir führen diese auch auf vermeintliche Ursachen zurück.
Wie ein "naiver Psychologe" stellen wir stets auch Vermutungen an, warum wir oder andere so handeln und was das Gelingen oder Misslingen einer Handlung wohl bewirkt hat.
Diese Zuschreibungen, die wir vornehmen, beeinflussen unsere Beurteilung des Verhaltens und unsere Reaktionen auf die Leistungen. Wir machen diese Zuschreibungen sowohl bei eigenen Leistungen als auch bei fremden Leistungen, wobei es jeweils unterschiedliche Zuschreibungstendenzen gibt. Hierzu ein Beispielfall:
Nehmen wir an, in Ihrem Vorzimmer arbeitet der Auszubildende Peter Schmitz. Sie haben ein kleines Phonodiktat verfasst. Sie geben ihm die Kassette mit der Bitte, den Text als Serienbrief abzuschreiben. Als sie den Brief unterschreiben wollen, merken Sie, dass der Text viele Rechtschreib- und Sinnfehler enthält - soweit der Sachverhalt.
Gemäß der Attributionsforschung nehmen wir dieses Ergebnis nicht nur zur Kenntnis, sondern wir führen dieses Ergebnis auch auf mögliche Ursachen zurück.
Wir vermuten beispielsweise:
- "Herr Schmitz hat eine Rechtschreibschwäche!" (überdauerndes Fähigkeitsdefizit)
- "Herr Schmitz hat sich nicht angestrengt!" (kurzfristig persönlich beeinflussbar)
Je nachdem, welche Vermutung bei uns überwiegt, reagieren wir anders in unserem Urteil und in unserem Verhalten.