Die Selbstüberschätzungen treffen alle Bildungsschichten. 94 % aller Professoren sind der Meinung, dass sie Überdurchschnittliches im Vergleich zu den Kollegen leisten. (So jedenfalls die empirischen Forschungsergebnisse von Professor DAVID A. Dunning, Cornell University) .
Denkanstoß
Statistisch gesehen handelt es sich hier "um einen kollektiven Wahn". Das erkennt der außenstehende Nicht-Professor sofort. Wie kommt diese Selbstüberschätzung zustande?
Hier einige Erklärungsversuche:
- Leistung ist ein sehr vager Begriff. Jeder Mensch schätzt den Aspekt seiner Leistungen als besonders wichtig und zentral ein, in dem man selbst seine Stärken hat. Sicherlich hat nahezu jeder Professor und jede Professorin einen Bereich, in dem er vergleichsweise stark ist. (Für die einen zählt die Forschung, für die anderen die Lehre, für andere internationale Kontakte mehr).
- Menschen suchen in der Regel eher Informationen, die für sie selbst positiv sind. Man redet mit den "Gesinnungsgenossen" mehr als mit seinen "Kritikern". Wissenschaftler suchen gezielt Aufsätze, in denen sie selbst zitiert werden; Abhandlungen, in denen sie nicht zitiert werden, "würdigen sie keines Blickes".
- Viele Sozialpsychologen gehen davon aus, dass die meisten Menschen ein Bedürfnis nach einer "positiven Selbsteinschätzung", nach "einem positiven Selbstwertgefühl" besitzen. Wir interpretieren die Welt so, dass unser Selbstwertgefühl geschützt wird. Dieses bedeutet, die eigenen Leistungen in einem hellen Halogen-Licht zu betrachten; zugleich werden die Leistungen der Kollegen eher unter einem Dämmerlicht gesehen.