Diese Unterschiede zwischen dem inneren Blick und dem äußeren Blick (Attribution) sind besonders intensiv im Bereich der Schule erforscht worden. (zusammenfassend: Möller /Jerusalem)
Die Schüler tendieren dazu, ihre schlechten Klausurleistungen auf äußere Faktoren zurückzuführen, wie z. B. die Klausur war zu schwer oder die Bearbeitungszeit war viel zu kurz.
Die Lehrperson tendiert demnach dazu, hinter den schlechten Leistungen eher interne Faktoren, wie z. B. fehlende Anstrengungen im Unterricht, zu vermuten - und nicht in den eigenen schlechten Lehrleistungen oder einer unangemessenen Klausuraufgabe. So schaffen es beide Seiten, ihr positives Selbstwertgefühl zu schützen!
Gewisse Parallelen zwischen dem Verhältnis "Führungskraft - Mitarbeiter" und "Lehrer - Schüler" sind sicherlich gegeben - zumal das Leitbild "Die Führungskraft als Coach der Mitarbeitenden" zurzeit überall durch Führungsseminare schwebt.
Und wie werden die Erfolge der "Untergebenen" zugeschrieben? Es ist durchaus dem Selbstwertgefühl der Führungskraft dienlich, wenn man dahinter nicht nur Begabungen und Anstrengungen der Mitarbeitenden vermutet, sondern auch das gute Betriebsklima, die gute Unterstützung oder die gute Organisation mit in Betracht zieht.
Wenn der Vorgesetzte einen Mitarbeiter beurteilt, beurteilt er stets auch seine eigenen Leistungen!
- Die Erfolge seiner Mitarbeiter mit den äußeren Faktoren zu erklären, heißt zugleich, den eigenen Beitrag an diesen Erfolgen herauszustellen.
- Misserfolge mit der mangelnden fremden Begabung oder dem mangelnden Unterstützung zu interpretieren, heißt zugleich, die eigene Führungsleistungen nicht in ein negatives Licht zu stellen. (Selbstwertdienliche Zuschreibungen)
Kurzum: Jede Beurteilung der Leistungen des Mitarbeiters ist auch eine Selbstbeurteilung der eigenen Führungs-Leistungen.